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Geschichte des Meissner Porzellans

 
  Die Geschichte des Meissner Porzellans nimmt ihren Anfang mit dem abenteuerlichen Leben des jungen Johann Friedrich Böttcher, der Gold herzustellen vorgab.
August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, stellte Böttger vor die Wahl, als Scharlatan hingerichtet zu werden oder umgehend mit der Goldproduktion zu beginnen.
Was blieb dem eingeschüchterten 19jährigen Böttger übrig, als zu versprechen, Gold für - zunächst - 100 000 Taler zu machen?
 
  Er konnte seine Zusage zwar nicht einhalten, aber immerhin gelang es ihm, den König acht Jahre hinzuhalten, bis er ihm eröffnete, er habe zwar nicht das Geheimnis des Goldmachens, wohl aber die Herstellung des chinesischen Porzellans gefunden.
Er hatte Glück. August ließ das Äquivalent gelten, denn gerade für chinesisches Porzellan zeigte er eine ausgesprochene Schwäche.
Doch diese von Böttger am 29. März 1709 vorgelegte Erfindung wäre undenkbar ohne das Wirken des verdienstvollen Gelehrten von Tschirnhaus (geb. 1651), eines der bedeutendsten Universalgelehrten seiner Zeit.

Tschirnhaus war Mathematiker, Physiker und Chemiker; er hatte leistungsfähige Brenngläser und Brennspiegel zum Schmelzen von Metallen und Mineralien konstruiert. Schon seit etwa 1675 befasste er sich mit keramischen Versuchen und dem Problem der Porzellanherstellung.
 
  Tschirnhaus war 1702 mit der Beaufsichtigung Böttgers betraut worden und verstand es, bei ihm Interesse an seinen Experimenten zu wecken. Schon 1703 und besonders ab 1705 beschäftigten sich beide sehr ernsthaft mit keramischen Misch- und Brennprozessen, und es scheint auch 1705 bereits erste Erfolge, die zur Weiterarbeit anspornten, gegeben zu haben. Im Winter 1708 verstarb Tschirnhaus.

Aufgrund eigener Arbeitsergebnisse und vermutlich von Aufzeichnungen aus Tschirnhaus` Nachlass gelang Böttger schließlich die Herstellung des braunen, später des weißen Porzellans in den als Labor und Brennhaus hergerichteten Kasematten der Brühlschen Terrasse in Dresden.
 
 
1710 ließ August der Starke auf der Albrechtsburg in Meissen, die wegen ihrer isolierten und leicht zu bewachenden Lage zur Wahrung des Geheimnisses geeignet erschien, die erste europäische Porzellanmanufaktur einrichten.
Doch Böttger erlebte den erst nach etwa einem Jahrzehnt um sich greifenden Ruhm des Meißner Porzellans nicht mehr. Er starb 1719, nachdem ihm kurz zuvor die persönliche Freiheit "geschenkt" worden war.

Ab 1720 etwa hatte die neue Fabrik ihre erste Glanzzeit.
Unter Johann Gregorius Höroldt (1720 bis 1775 in Meissen) nahm vor allem die Malerei einen plötzlichen und einmaligen Aufschwung. Höroldt entwickelte neue Farben von unübertrefflicher Leuchtkraft. Mixturen dieser Art werden noch heute nach Höroldt's Rezept hergestellt.

 
  Der reiche, auf chinesischen und japanischen Vorlagen fußende Motivschatz der "Indischen Malerei" mit bizarren Astmustern, dem gelben Löwen, roten und grünen Drachen, Fels? und Vogelmalerei sowie Blumen? und Fabeltiermotiven geht auf diese erste Glanzperiode unter Höroldt zurück.

Das um 1740 geschaffene blaue "Zwiebelmuster" ist zu einer der bekanntesten Unterglasurmalereien der Welt geworden. Auch die vielen Varianten der "Meissner Blume" wurden in jener Zeit entworfen. Um den herrschenden Zeitgeschmack auch im Bereich der Plastik zu befriedigen, stellte die Manufaktur Modelleure ein: 1727 Johann Gottlieb Kirchner und 1728 Ludwig Lücke. Doch erst dem genialen Johann Joachim Kändler (geh. 1706) gelang es, hier Einmaliges zu erreichen.

Er war Modellmeister an der Manufaktur und wirkte hier von 1731 bis zu seinem Tode 1775. Kändler, der als Begründer des europäischen Porzellanstils gilt, schuf Großplastiken (Tierdarstellungen), Figürchen, ganze Figurengruppen und Service. Die weltweit einsetzende Nachfrage nach Meißner Porzellan machte es erforderlich, dass die Manufaktur bereits 1765 731 Menschen beschäftigte. Seit etwa 1725 wurden die Erzeugnisse mit den Blauen Schwertern gekennzeichnet.

Mit Modellmeister Victor Acler, 1764 aus Versailles berufen, vollzog sich die allmähliche Abkehr von den Formen höfischen Barocks.
In der Zeit des Klassizismus und der Romantik entstanden vom ausgehenden 18. bis in die erste Hälfte des 19.Jh. sich am klassischen Altertum orientierende Figurengruppen und Gefäße. Andererseits entwickelte man auch die Blumen- und Früchtemalerei in großer Vielfalt weiter. Um 1820 ist das berühmt gewordene "Weinlaub-Dekor" entstanden.

 
       
   
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